Tai Chi Chuan
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Wu Tai Chi Chuan

» Interview mit Gerardo Lopez Sastre «

Gerardo Lopez lehrt Philosophie an der Universität von Castilla-La Mancha, Spanien

Forum: Hallo Gerardo, du übst Wu-Stil Taijiquan in Spanien. Kannst du uns etwas über deine Taijiquan-Geschichte erzählen?

Gerardo: 1995 hatte ich die Gelegenheit in der faszinierenden Stadt Hongkong zu leben. Dort sah ich öffentliche Parks voll von Leuten, die Taijiquan trainierten. Nach einiger Zeit des Herumwanderns in den Parks war ich so glücklich, Kontakt zu einer Gruppe zu bekommen, die jeden Samstag im Victoria-Park von 11-14.00 Uhr Pushhands übte. Als Ergebnis, dass ich sie jede Woche besuchte und zuschaute, bekam ich die Möglichkeit, viele Taijiquan-Übende zu treffen, die ihre Fähigkeiten mit mir teilten. Nach einiger Zeit lud mich einer auf dem Dach seiner Wohnung ein. Dort bekam ich meine erste Stunde in dem Stil den Meister Wu Jianquan begründete.

Forum: Wie ging es mit deinem Üben weiter?

Gerardo: Nach einigen Monaten verließ ich Hongkong. Ich war froh zu meiner Familie, meiner Sprache und in mein wundervolles Spanien zurückzukehren. Zur selben Zeit aber wußte ich sehr genau, dass mein Können im Taijiquan mir nicht erlauben würde, mich selber weiterzuentwickeln und zu unterscheiden, was richtig ist und was nicht. Ich kannte den Namen und die Adresse von Dr. Zee durch das orange farbende Buch "Wu Style Taichichuan: Forms, Concepts and Application of the Original Style", geschrieben von Wu Yinghua und Ma Yueliang und übersetzt von Dr. Zee. Ich fand das Buch klar und präzise und besonders die Bilder waren hilfreich. Ich schrieb ihn an. Zu meiner Begeisterung stimmte Dr. Zee zu, nach Spanien zu kommen und ein Ein-Wochen-Seminar über Wu-Stil Taijiquan in Madrid zu geben.

Forum: Was hat Dr. Zee gelehrt?

Gerardo: Es scheint mir so, dass Dr. Zee mehr an der Gesundheitswirkung als in der Kampfkunst interessiert war. Aber ich hatte ihn nicht ganz verstanden, wenn er sagte, dass "der Gesundheitseffekt und die Kampfkunst zwei Fähigkeiten sind, die aus dem selben Kanal Wu-Stil Taijiquan kommen." Vielleicht meinte er, dass man zwei Vögel mit einen Stein erwischt. Taijiquan hat die Doppelfunktion als Kampfkunst und Gesundheitsvorsorge.

Dr. Zee hat oft den Unterschied zwischen Entspannung (im chinesischen als "song" bezeichnet) und Schlappheit. "Song" ist natürlich, der ganze Körper ist in einem höchst funktionellen Zustand, ist höchst feinfühlend, hat mehr Aufmerksamkeit im Empfang und Anpassung auf Stimuli von außen. Neben "song" ist die Betonung der Natürlichkeit in den Bewegungen ein weiteres Merkmal im Wu-Stil Taijiquan. Die Addition von unnötigen oder selbstgemachten blumigen Bewegungen sollte vermieden werden. Um einen chinesischen Spruch zu zitieren, dies ist "einer Schlange Beine zuzufügen".

Dr. Zee hatte auch (aber diese auch ist ein Fehler, da es den Eindruck erweckt, das es etwas zusätzliches und nicht in der Lehre ist) eine philosophische Lehre: Alles im Universum ist eine Sache. Das Eine hat yin und yang. Sie sind im Gleichgewicht. Ein Mangel an Gleichgewicht ist die Ursache von Problemen. Wir sind Teil dieses Universums und so müssen wir nach Gleichgewicht in uns suchen. Taijiquan endet nicht an der Tür der Halle oder am Parktor, wo wir trainieren. Wir müssen es sozusagen in unser tägliches Leben tragen, in unsere Fähigkeit auf die Umstände des täglichen Lebens zu reagieren. Einiges davon wird sehr schwierig und herausfordernd sein! Auf lange Sicht ist es gerade das, was das Taijiquan so schwierig, aber auch so lohnend macht.

Forum: Dr. Zee starb vor einigen Jahren. Was hast du dann gemacht?

Gerardo: Ich begann in London an Seminaren von Freya und Martin Bödicker teilzunehmen. Auch Dan McGiff lehrte mich viel. Ich freue mich sehr über die Qualität der Lehre und Schritt für Schritt nähere ich mich der Welt des Wu-Stil Taijiquan. Es gibt so viele Dinge zu lernen und man kann sich so viele Leute zu Freunden machen!

Forum: Gerardo, vielen Dank.