Tai Chi Chuan
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Wu Tai Chi Chuan

» ...dann braucht man keine rohe Gewalt anzuwenden, Ma Yueliang«

aus dem Heft der Shanghaier Jian Quan Tia Ji Gesellschaft (Seite 96) von Benjamin und Dr. Kasenda

Ich habe einen Tu Di, welcher schon an sieben Tui Shou Wettbewerben teilgenommen hat, wovon er alle als erster Preisträger gewann. Aufgrund seiner Beherrschung der Wu-Stil Tui Shou Techniken, besteht für ihn keine Notwendigkeit, rohe Gewalt anzuwenden.

Quan You lernte als Tu Di von Yang Lu Chan das Yang Tai ji Chuan. Sein Sohn Wu Jian Juan entwickelte auf Basis des Yang Stils eine eigenständige Tai ji Richtung, das WuTai Ji Chuan. Die Tui Shou Techniken des Wu-Stils unterscheiden sich von denen der anderen Tai Ji Stile. Basierend auf den ´acht Prinzipien´ wurden dreizehn unterschiedliche Grundtechniken entwickelt.
Techniken gegen Angriffe der oberen Körperpartie wie chan tou shi (um den Kopf windende Technik) und guo tou shi (den Kopf einwickelnde Technik), der mittleren Körperpartie wie zhong ping zhou (der mittlere waagerechte Ellebogen) und li zhou (der stehende Ellebogen), sowie der unteren Körperpartie wie shi zi shou (gekreuzte Hände) und lou xi shi (Technik des Kniestreifens).
Dazu kommen noch drei kurze und vier lange Techniken. Neben dieser Einteilung in die dreizehn Grundtechniken bestehen u.a. noch die zwei Einführungstechniken kai si men (vier Tore öffnen) huan shou fa (Technik des Handwechsels).
Bei Beherrschung dieser Techniken ist es möglich, Angriffe auf jeder Ebene des Körpers zu neutralisieren, ohne überflüssige Kraft zu verwenden.
Bei den Tui Shou Wettkämpfen untersagt die Regel das Greifen von Händen oder Armen. Beherrscht man allerdings die bereits erwähnten dreizehn Techniken, so ist es auch kein Problem, sich aus Griffen zu lösen. Die Geschicklichkeit besteht darin, der in diesem Fall Zugkraft des Gegners zu folgen und selbige zum "richtigen Zeitpunkt" gegen ihn zu wenden. Damit löst man sich von dem Griff des Gegners.
Dies ist das Prinzip vom Ausnutzen (Leihen) der gegnerischen Kraft, um sie postwendend gegen ihn zu verwenden. Selbst wenn der Gegner große Kraft benutzt, soll man sich nicht dagegen stemmen, sondern das gerade genannte Prinzip anwenden, der Kraft folgen und im richtigen Zeitpunkt zurückschlagen. Dies ist die Kunst des Tai Ji Chuan Tui Shou. Um das Tui Shou zu entwickeln, ist es nach meiner Meinung fundamental die genannten Formen und Techniken beherrschen zu lernen.
Was die Wettkämpfe angeht, so schlage ich vor, jeden Teilnehmer einem vorangestellten praktischen Test zu unterziehen, um zu prüfen, ob dieser Kandidat überhaupt Tui Shou Techniken kennt. Ist dies nicht der Fall, so ist der Betreffende nicht zuzulassen, da sonst die Gefahr besteht, dass der Wettkampf nur in eine "wilde Ringerei" ausartet. Selbstverständlich ist diese Gefahr mit diesem Test nicht hundertprozentig auszuschließen.

Grundlegend ist zu sagen, dass man beim Erlernen von Tui Shou den traditionellen Methoden und Techniken folgen sollte, um später in der Praxis die Techniken in ihrem weiten Anwendungsspektrum anzuwenden. Erst dann ist es möglich, gute Ergebnisse in seiner eigenen Tui Shou Entwicklung zu erzielen.

Einer meiner Schüler hat einem Eisenschmied, welcher aufgrund seiner Arbeit über große körperliche Kraft verfügt, einige Tui Shou Techniken gezeigt, worauf der Schmied bei einem Tui Shou Wettbewerb den ersten Platz belegte. Allerdings ist er nicht in der Lage, irgendeine Tai Ji ChuanForm zu demonstrieren. Dies zeigt, dass er nicht über die erwähnte Geschicklichkeit des Tai Ji Chuan verfügt, sondern den Wettkampf nur aufgrund von größerer Muskelkraft gewonnen hat.
Tui Shou alleine ohne Form funktioniert nicht, das gleiche gilt für den Umkehrschluss, Form ohne Tui Shou hat keinen wirklichen praktischen Nutzen, deswegen sollte man beides miteinander verbinden.

Anmerkungen:

Bereits bei der Überschrift handelt es sich aufgrund der chinesischen Liebe zu Wortmalereien schon um eine kleine Interpretation.
Auf Chinesisch lautet die Überschrift "jiu neng bu ding niu". Übersetzt bedeutet dies "dann brauche ich dem Bullen nicht mehr widerstehen". Neben der Bedeutung für ‚widerstehen' oder ‚ dagegen halten' impliziert "ding" auch ‚Scheitel' oder ‚höchster Punkt'. Es handelt sich um das gleiche Zeichen "ding" wie aus dem "da shou ge" (Lied der schlagenden Hände): "...bu diu ding".
Wir haben aus dieser Überschrift und dem Text gefolgert, dass die Bedeutung darin liegt, keine rohe Kraft anzuwenden. Vielleicht ist bei der bildlichen Vorstellung einem Bullen tête contre tête zu widerstehen neben dem Attribut ‚roh' auch das Wort ‚ungeschickt' oder ganz krass formuliert ‚dumm' zu assoziieren.